Gesellschaftliche Megatrends erstmals im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit: Unsere Gesellschaft wird immer älter und dabei immer aktiver, die Welt vernetzt sich immer stärker. Das hinterlässt tiefgreifende Spuren in vielen Bereichen des Lebens: Familienstrukturen, Lebensumfelder und in unserem Arbeitsumfeld.
Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut skizziert die Auswirkungen der aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen auf den Vorarlberger Arbeitsmarkt. In der Pressekonferenz zum "Tag der Arbeitslosigkeit" am 30. April machten die Caritas Vorarlberg und das Zukunftsinstitut auf das ungenützte Potenzial älterer Arbeitsloser aufmerksam.
Die Liste der Studien zum Thema Arbeitslosigkeit ist lang. Immer mehr Menschen - auch aus der Mitte der Gesellschaft - sind längere Zeit davon betroffen. Viel ist in diesem Zusammenhang von den Schwierigkeiten der Betroffenen die Rede, nur selten fällt ein offener Blick auf deren Chancen und Potenziale. Das Zukunftsinstitut arbeitet aktuell an einem "Trend Report" zu den Herausforderungen und Entwicklungen des Arbeitsmarktes in Vorarlberg und zeigt mögliche Lösungsansätze für die Zukunft auf.
Gemeinsames Ziel ist es, das ungenützte Potenzial älterer Arbeitsloser zu veranschaulichen und verantwortliche Unternehmen und Sozialpartner für einen lösungsorientierten Dialog zu gewinnen. Einen Ausblick auf den in Kürze erhältlichen "Trend Report" gaben Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts und Karoline Mätzler, Fachbereichsleiterin für Arbeit & Qualifizierung der Caritas Vorarlberg, in der Pressekonferenz im carla Einkaufspark in Lustenau anlässlich des "Tages der Arbeitslosigkeit". "Die steigende Anzahl an älteren Arbeitslosen ist nur ein erster Vorgeschmack auf den Megatrend ‚Silver Society’ - also eine immer älter werdende Bevölkerung. Westliche Gesellschaften ‚produzieren’ derzeit systematisch ältere Arbeitslose, indem sie sich auf die wenigen ‚Nachwachsenden’ konzentrieren", weiß Zukunftsforscher und Geschäftsführer des Zukunftsinstitutes Harry Gatterer.
Potenziale aufzeigen
Wie viel Potenzial die Gruppe älterer Arbeitsloser bietet, unterstreicht Harry Gatterer: "Die über 50-Jährigen sind lernfreudiger und fitter denn je, denn wir bleiben länger jung und altern langsamer. Dieser ‚Down-Aging-Effekt’ wird sich noch weiter verstärken. Arbeitgeber, die diese stillen, vernachlässigten Reserven sinnvoll einsetzen, bekommen leistungsfähige, verlässliche Mitarbeiter, die über reichlich Berufserfahrung verfügen. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls oder erneuter Rekrutierungskosten durch karrierebedingten Jobwechsel, einen Umzug oder Familiengründung ist gering."
Tatsache ist, dass Vorarlbergs Arbeitgeber erst am Beginn stehen, dieses Potenzial nützen. Karoline Mätzler weist auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen hin: "Immer mehr Menschen über 50 Jahre sind arbeitslos. Die Arbeitslosenanzahl dieser Gruppe stieg mit Ende März 2015 um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gründe für die Arbeitslosigkeit sind unterschiedlich - selten jedoch selbstverschuldet. Durch das antiquierte Arbeitsbild gehen wertvolle Potenziale für den Arbeitsmarkt verloren. Die gesellschaftlichen Herausforderungen werden dadurch aber auch immer größer. Der Vorarlberger Arbeitsmarkt braucht einen langfristig orientierten Masterplan. Dafür ist es wichtig, vorherrschende Denkmuster zu überwinden und Chancen aufzuzeigen und das möchten wir mit dem ‚Trend Report’ des Zukunftsinstitut tun", regt Karoline Mätzler an.
Megatrend New Work
Der Nachhaltigkeitsansatz erreicht die Business-Welt. Soziale Verantwortung und betriebswirtschaftlicher Nutzen gehen in Zukunft stärker Hand in Hand. Der Megatrend New Work zeigt: der Wandel der Arbeitskultur von einem traditionellen und starren Arbeitsmodell hin zu einer neuen Flexibilität und Netzwerk-Mentalität.
"Auf der einen Seite die Generation Y. also die 20- bis 35-Jährigen, die einen ganz anderen Anspruch an den Sinngehalt von Arbeit hat. Erfolg im Job zu haben, bedeutet, sich am Gemeinwohl zu beteiligen. Auf der anderen Seite gibt es eine große und wachsende Gruppe von älteren Menschen, die qualifiziert, motiviert und bereit für neue Herausforderungen sind. Zwischen den arbeitssuchenden Menschen und dem Arbeitsmarkt steht gegenwärtig vor allem die Stigmatisierung", erklärt Karoline Mätzler abschließend.